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Bordcomputer nachrüsten beim Seat Ibiza 6J – geht doch!

Multifunktionsanzeige beim Seat Ibiza 6J (Anzeige: Durchschnittsverbrauch)

Direkt-Link zur bebilderten Einbauanleitung (PDF)

Tech Story

Als ich vor mittlerweile mehr als zwei Jahren mein neues Auto, einen Seat Ibiza 6J, bestellt habe, hab ich auf ein angebotenes „Extra“ verzichtet, das mir mit 300 Euro doch etwas teuer schien: Den „Bordcomputer“, im VAG-Jargon „Multifunktionsanzeige“ genannt. Den gab’s vor allem nur in Verbindung mit dem Tempomaten, den ich nun wirklich nicht zu brauchen glaubte (wobei ich dessen Abwesenheit mittlerweile sogar schade finde, man wird halt bequem… ;-).

Jedenfalls habe ich auf beides verzichtet und konnte damit auch gut leben, denn damals war allein schon die Anwesenheit einer Digitaluhr und eines Drehzahlmessers ein riesiger Fortschritt gegenüber meinem B-Corsa, den ich vorher fuhr.

Bis ich mehr oder weniger aus Zufall Einblick in einen Stromlaufplan eines VW Polo 6R (gleiche Plattform wie der Seat Ibiza 6J) erhielt, jedenfalls in den Teil, der sich mit der Multifunktionsanzeige (MFA) befasste. Da traute ich meinen Augen nicht: Alles, was die Multifunktionsanzeige an Hardware-Teilen ausmachte, waren im Grunde drei Taster sowie die drei zugehörigen Drähtchen, um diese an das Kombiinstrument (Tacho) anzuschließen – insgesamt alles Pfennigsartikel, vor allem im Hinblick darauf, was dieses Extra ab Werk kosten sollte!

Von da an war mir klar, das muss ich haben. Vorher war ich nämlich irgendwie davon ausgegangen, dass die ganzen Werte, die der Bordcomputer anzeigen kann (wie Momentanverbrauch, Durchschnittsverbrauch, Restreichweite etc.) auf Daten von Sensoren beruhen, die einfach in Autos ohne MFA nicht verbaut sind.

Ich war aber nun ja eines besseren belehrt und wusste: Die nötigen Daten sind alle auf dem CAN-Bus A (Antriebsstrang) vorhanden, an welchen auch das Kombiinstrument angeschlossen ist und von wo es auch z.B. die Drehzahl für den Drehzahlmesser her bekommt.

Oder im Klartext: Mein Auto berechnete von Anfang an die Werte für den Momentan- und Durchschnittsverbrauch, Reichweite, Durchschnittsgeschwindigkeit usw. – und zeigte sie mir nur nicht an! Was mir fehlte, war im Grunde bloß die Wippe, um zwischen den Werten umzuschalten. Bei mir stand in der entsprechenden Zeile des Kombiinstruments immer nur statisch die Außentemperatur.

Also habe ich Teilekataloge gewälzt und herausgefunden, welchen Lenkstockschalter ich für mein Modell benötige – Erkenntnis hier: Es gibt nur wenige Modelle, nämlich die mit MFA-Wippe (am rechten Hebel), die mit GRA-Wippe (Geschwindigkeitsregelanlage, „Tempomat“) am linken Hebel, die mit beiden Wippen, sowie die ganz ohne. Letzterer war in meinem Auto verbaut.
Der richtige Hebel war schnell gefunden, leider ändert der VAG-Konzern sehr häufig die Teilenummern und so fand ich von diesem Hebel mindestens 4 Varianten, einmal mit leicht anderem Design (wurde irgendwann mal geändert), auch die Bedruckung (Schriftart und Symbole) unterscheiden sich leicht. Schlussendlich habe ich das richtige Teil gefunden und direkt bei Seat beschafft, was zwar teurer war als gedacht, aber das war mir der „Spaß“ wert.

Der Einbau gestaltete sich leider auch schwieriger als er hätte sein müssen, das lag aber einzig und allein daran, dass sich mein Seat-Autohaus mehr als ungeschickt angestellt hat. Mehrfach wurden Stecker nicht richtig aufgesteckt, daher erkannte die Wegfahrsperre den Schlüssel nicht mehr, verschiedene Codierungen wurden zuerst falsch gesetzt etc. – am Schluss hat zwar alles funktioniert, ich kann aber nur jedem raten, der es sich zutraut: Macht es selbst. Es ist billiger und wahrscheinlich sogar stressfreier – in meinem Fall wäre es das auf jeden Fall gewesen. Nur das mit dem Lenkrad abbauen hatte ich mir nicht zugetraut (allein schon weil mir der VW-Spezial-„Innenvielzahn“ dafür gefehlt hat), als ich aber gesehen habe, mit wie wenigen Handgriffen der Mechaniker bei Seat das erledigt hat, kann ich auch nur sagen: Wer keine zwei linken Hände hat, sollte das ohne Probleme hinbekommen.

Langer Rede kurzer Sinn: Nun habe ich endlich eine funktionierende Multifunktionsanzeige (siehe Foto) und bilde mir sogar ein, durch die Anzeige des Momentanverbrauchs meinen „Gasfuß“ besser auf das Auto abstimmen zu können und sparsamer zu fahren.

Nun will ich aber auch endlich zu dem kommen, was ich eigentlich mitteilen wollte, nämlich was man denn nun tun muss, um auch in den Genuss der MFA zu kommen. Nur den neuen Lenkstockhebel einbauen ist nämlich nicht alles, denn leider spart VW an jedem Cent und hat im Kabelbaum zwischen Lenkstockschalter und Kombiinstrument die drei Drähtchen für die MFA-Bedienung (Wippe hoch, Wippe Runter, Reset-Taste) tatsächlich weggelassen, wenn man keine MFA ab Werk hat. Außerdem muss noch die Multifunktionsanzeige im Kombiinstrument per Codierung freigeschaltet werden, das dauert jedoch, wenn man es richtig macht, nur 3 Minuten.

Also, erstmal zu den benötigten Teilen: als wichtigstes Teil wäre da natürlich der neue Lenkstockschalter.

Wer keine GRA (Tempomat) besitzt, benötigt folgendes Teil (Lenkstockhebel mit MFA, jedoch ohne GRA):

7H0 953 513 A

Bei VAG wurde diese Nummer mittlerweile zunächst durch die

7H0 953 503 GC

und später durch die

7H0 953 513 L

ersetzt. Die ersten beiden Nummern habe ich nur angegeben, damit ihr danach bei eBay suchen könnt, wo es diesen Hebel in verschiedenen Varianten noch gibt.

Wer bereits eine GRA (Tempomat) hat, braucht eine andere Teilenummer, in Foren liest man hierzu oft die

7H0 953 513 C

die allerdings auch schon ersetzt wurde. Euer VW/SEAT-Händler wird euch die aber sicher raussuchen können.

Übrigens: Das Ganze gilt auch für den VW Polo 6R, der ja, wie oben schon angesprochen, dem Seat Ibiza 6J ziemlich ähnlich ist. Hier sind nur die Teilenummern der Lenkstockschalter anders, im Prinzip müsst ihr nur aus dem „7H0“ vorne ein „6R0“ machen. Fragt im Zweifel aber nochmal bei VW nach. Übrigens: Passen tun beide, sie haben nur, wie oben erwähnt, leicht anderes Design und ’ne andere Schriftart. Mechanisch und elektrisch sind sie kompatibel. Wer sich also daran nicht stört, hat bei eBay ne größere Auswahl…

Außerdem braucht ihr noch 3 Kabel zur Herstellung der Verbindungen zu den Tastern (siehe unten). Für die Herstellung der Verbindungen bieten sich die VAG „Reparaturkabel“ (Einzelleitungen) mit Teilenummer 000 979 009 (A) an. Das A steht hier nur für „mit Goldkontakten“, und das ist an der Stelle recht egal.

Zum eigentlichen Einbau des Lenkstockhebels (damit verbunden ist ein Ausbau des Lenkrads) will ich mich gar nicht groß auslassen, dazu gibts sehr schöne Anleitungen im Internet. Gleiches gilt für den Ausbau des Kombiinstruments. Hier nur noch die Angabe, welche Pins am Lenkstockhebel mit welchen Pins am Kombiinstrument verbunden werden müssen (siehe auch Stromlaufplan):

Pin 24 am Stecker des Lenkstockhebels (T41) mit Pin 21 am Stecker des Kombiinstruments (T32),
Pin 23 am Stecker des Lenkstockhebels (T41) mit Pin 22 am Stecker des Kombiinstruments (T32),
Pin 18 am Stecker des Lenkstockhebels (T41) mit Pin 23 am Stecker des Kombiinstruments (T32).

Dazu einfach die entsprechenden Enden der „Reparaturkabel“ in die Kammern der Steckerblöcke stecken, dabei drauf achten dass sie fest sitzen und ihr euch bei den Pin-Nummern nicht verzählt. Vor allem beim Stecker T41 ist das etwas knifflig, da einige „Lücken“ mitgezählt werden und andere nicht, außerdem beachtet, dass die oberste Reihe (Pins 1-14) nicht direkt an den Lenkstockschalter selbst gehen, sondern an die auf den Schalter aufgesteckte „Wickelfeder“ (nichts anderes als ein aufgerolltes Flachbandkabel im Plastikgehäuse, das den Airbag versorgt, und natürlich drehbar sein muss). A propos Wickelfeder: Achtet drauf, die beim Ausbau des Lenkrades nicht zu verdrehen, denn wie gesagt, da drin ist ein Flachbandkabel, das von der Mittelstellung aus genau eine Umdrehung nach rechts und eine Umdrehung nach links ab- bzw. weiter aufgewickelt werden kann. Vertut man sich da um eine Umdrehung, ist das Kabel beim nächsten Einschlagen des Lenkrads ganz schnell putt, der Airbag funktioniert nicht mehr und das will ja keiner… Außerdem enthält das Gehäuse der Wickelfeder auch den Lenkwinkelsensor, der dem ESP den aktuellen Einschlag mitteilt. Dreht man zu viel da dran rum, so muss man nach Einbau des Lenkrads hinterher die „Grundeinstellung Lenkwinkelsensor“ durchführen, was auch kein Beinbruch ist, aber nervig ist. Spätestens dann müsst ihr in die Werkstatt, sonst meldet das ESP-Steuergerät laufend Fehler. Tipp: Wickelfeder mit nem Stück Tesa fixieren, solang das Lenkrad ab ist.

Ist alles verbunden und umgekehrt wieder eingebaut, müsst ihr noch im Kombiinstrument die Multifunktionsanzeige freischalten. Macht das entweder beim freundlichen VW- oder Seat-Händler um die Ecke, oder sucht euch jemanden mit VCDS in eurer Nähe.

Folgende Codierung muss geändert werden:
Steuergerät:  Adresse 17 – Schalttafeleinsatz (Kombiinstrument, „KOMBI“)
Zu änderndes Bit:  Byte 1, Bit 3 muss auf „1“ gesetzt werden.

Beispiel anhand meines Autos:
Alte Codierung = 110200, neue Codierung = 110A00

Ja, das war’s auch schon! Klingt alles furchtbar kompliziert, ich würde aber sagen, wenn man mit Ruhe dran geht und es noch nie gemacht hat, sollte man es trotzdem innerhalb einer Stunde schaffen. Ich möchte zum Schluss noch darauf hinweisen, dass ihr alles, was ihr an eurem Auto schraubt oder sonstwie verändert, allein auf eigene Gefahr geschieht. Ich übernehme keinerlei Haftung für Schäden oder sonstige Folgen, die aus dem (richtigen oder falschen) Befolgen dieser kleinen Anleitung entstehen. Bitte lasst es im Zweifelsfall lieber beim „freundlichen Seat-Händler“ machen. Die ganze Anleitung habe ich übrigens auch für das Seat-Forum (Link zum Thread) als bebildertes PDF (Direkt-Link) zusammengefasst.

So viel von mir zum Wochenende – jetzt viel Spaß beim Basteln und allzeit gute Fahrt!

Viele Grüße
Fabian