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Die Rumänische Volksmusik

Anfang des Jahres 2007 entdeckte ich durch einen Zufall die rumänische Volksmusik. Ich will kurz schildern, wie das kam.

Zu dem Zeitpunkt spielte mein Bruder im Bundesjugendorchester Klarinette, und das Orchester trat in London im Rahmen der Eröffnungsfeierlichkeiten zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft auf. Die rumänische Botschaft verschenkte dort als Werbung für die Vielfalt der rumänischen Musik CDs mit rumänischer Volksmusik, genauer gesagt waren es gleich ganze Pakete mit 6 CDs. Ein solches Paket brachte mein Bruder also im Januar 2007 mit und es landete, wie so viele Werbegeschenke, zunächst einmal in einer Ecke.

Ein paar Wochen später fand ich die CDs dann beim Aufräumen und hörte mal etwas genauer rein. Zunächst gefiel mir die Musik gar nicht, und tatsächlich ist auch der größte Teil der rund 120 Titel nicht sehr hörenswert. Bei den meisten Titeln muss man leider sagen, "es klingt einer wie der andere". Außerdem lässt die Aufnahmequalität der meisten Titel mehr als zu wünschen übrig. Doch zwischen diesem Wust an teilweise wirklich nichtssagendem Gedudel fand ich auch einige Perlen. Und so fanden von den über 120 Titeln tatsächlich um die 25 den Weg auf meinen PC und den iPod.


Sarba de la Ruginoasa, eine der Perlen von der CD

Die schönsten dieser Titel will ich hier kurz mit Tonbeispielen vorstellen, weil ich finde, dass sie es wirklich wert sind, gehört zu werden, und dass sie einen guten Überblick über die Vielfalt und die Eigenheiten der rumänischen Volksmusik geben. Sie wirkt nämlich auf den allerersten Blick der unsrigen Musik ähnlich, auf den zweiten dann sehr fremd, auf den dritten Blick jedoch erkennt man wieder sehr viele Gemeinsamkeiten zur klassischen westeuropäischen Harmonik. Hört man dann noch etwas genauer hin, nimmt man all die kleinen Feinheiten in Rhythmik, Harmonik und Melodik wahr. Bald entwickelt man ein Gespür für die typisch rumänische Verzierungsweise und ich war tatsächlich nach einiger Zeit in der Lage, auf dem Klavier Melodien nach rumänischer Art zu verzieren und zu improvisieren. Was natürlich nicht heißt, dass es in irgendeiner Weise an die "echten" Volksmusiker aus Rumänien herankäme, dazu ist mein Geklimper einfach zu unauthentisch.

Zu einem der Stücke (s.u.) habe ich sogar ein MIDI-Arrangement erarbeitet, weil es mir einfach so gut gefallen hat. Auch wenn es sich furchtbar komplex anhört, das Aussetzen fiel mir nicht allzu schwer, weil ich sehr gut nach Gehör arbeiten kann und schon öfter Stücke "nach-arrangiert" habe. Das Stück heißt "Geamparalele din Babadag" und ich stelle es unten vor.

Beginnen möchte ich aber mit einem anderen Stück: Sarba de la Ruginoasa. Der erste Player auf dieser Seite (s.o.) spielt es mit einem Klick auf Play ab. Was mich musikalisch an diesem Stück fasziniert ist die zweimalige Wiederholung der Melodie, wobei der Basslauf beim zweiten Mal einfach mal anders weitermacht und zur Hälfte des zweiten Durchlaufs schon fertig zu sein scheint ("hier mach ich einfach mal Schluss - schrumm schrumm!"), dann aber doch noch die Melodie zu Ende begleitet. Kleine Dinge wie dieses sind es, die mich auch bei den anderen Stücken haben aufhorchen lassen. Das zweite Stück hat einen ähnlichen Charakter (und wurde auch vom gleichen Ensemble gespielt) und zeigt irgendwie recht deutlich, wie ähnlich und doch verschieden west- und osteuropäische Musik sein können. Der Anfang klingt wie eine einfache, doch lustige Melodie, ab dem dritten Takt jedoch vollführt die Melodie Sprünge, wie man sie in westeuropäischer Musikkultur niemals finden würde!


Sarba din Dumeni

Weiteres Beispiel für die Ähnlichkeit zwischen westlicher und rumänischer Musik ist das folgende Stück. Hör dir die 3 Ausschnitte aus Dantul bulciugului an. Es sind 3 Themen, die in dem (insgesamt ziemlich langen - ich bewundere die Kondition der Saxophonisten!) Stück nebeneinander gestellt werden und sich gegenseitig zu jagen scheinen. Der Beginn erinnert ein klein wenig an die alpenländische Volksmusik (Ausschnitt 1) und auch das Thema aus Ausschnitt 2 weckt Assoziationen an einen Schuhplattler. Der Rhythmus, der sich dem Hörer aber erst nach und nach erschließen will, zeigt auf, wie sehr man bei der Musik aber doch umdenken muss. Ausschnitt 3 schließlich ist der Schluss, der, wie so oft in der Voksmusik, schließlich in einem Accelerando gipfelt. Faszinierend!


Dantul bulciugului, Ausschnitt 1


Dantul bulciugului, Ausschnitt 2


Dantul bulciugului, Ausschnitt 3

Als nächstes möchte ich dann auch schon zu meinem Lieblingsstück kommen, einem sehr virtuosen Stück, in dem die Violine und das Tambal (Hackbrett) die Hauptrolle spielen. Man achte auf das feurige Temperament des Stücks und den 7/8-Takt! Das ist auch das Stück, das ich in MIDI gesetzt habe. Der obere Player spielt einen Ausschnitt aus dem Original ab, der untere meine MIDI-Datei (bzw. eine Umwandlung derselben in MP3). Die MIDI-Datei selbst steht unter dem Player ebenfalls zum Download bereit (Link).


Geamparalele din Babadag, Ausschnitt aus dem Original


Geamparalele din Babadag, von mir in MIDI nachgesetzt (MIDI-File zum Download)

Beispiel für die Virtuosität des rumänischen Hackbrettspiels ist auch der folgende kurze Ausschnitt aus Ca la breaza:


Ca la breaza

Lust auf richtigen "Hard Rock"? Dann hör mal da rein:


Fecioresc din Maramures

Wie auch Geamparalele din babadag rhythmisch höchst ansprechend sind die folgenden beiden Stücke. Ausgefallene, von den Interpreten aber aufs Akkurateste beherrschte Rhythmik, die fast aus einer archaischen ("Rhythm is it!") Quelle zu stammen scheint, denn jeder Schlag sitzt genau da wo er hingehört, auch wenn der Rhythmus für uns teilweise etwas ungewohnt erscheinen mag.


Zacala Miresei


Hora mare din ograda

Zu guter letzt noch ein Stück, das auf mich ganz einfach gemütlichen Frohsinn ausstrahlt. Müsste ich eine Werbung für irgendeine rumänische Wurstspezialität (mir fällt jetzt gerade keine ein...) mit Musik unterlegen, sie klänge so oder so ähnlich. Man achte auf die ungewöhnlichen, für rumänische Musik aber typischen Skalen in der Melodie, aus denen die Verzierungen aufgebaut sind.


Calusul oltenesc

So, ich hoffe, dieser kleine Ausflug in die rumänische Volksmusik hat ein bisschen gefallen. Leider habe ich die CDs noch nirgends bei Amazon gefunden, sonst würde ich hier gleich einen entsprechenden Link anbringen. Kann diese Musik jedenfalls empfehlen, die kurzen Beispiele sollen durchaus Appetit auf mehr machen. In diesem Sinne viel Spaß beim Entdecken!