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Gerechtigkeit: warum nicht auch hier und jetzt?

Denkanstoß
Ostern ist ein schönes Fest, nicht nur für Christ*innen. Und allen, die es feiern, gönne ich das von Herzen. Doch es gibt ein Problem mit seinem zentralen Narrativ. Ein paar Gedanken eines christlich geprägten, aber immer skeptisch gewesenen Agnostikers zu Gerechtigkeit und Gleichheit – so kurz und knapp, wie ich kann.

Jedes Jahr zu Ostern feiert die christliche Welt – und, wenn wir ehrlich sind, können wir das auf „die westlich-abendländische, christlich geprägte“ Welt erweitern – das Osterfest, das höchste Fest im christlichen Kirchenjahr. Die Diskussion, ob es sich dabei ursprünglich um ein heidnisches Fest zu Ehren der Frühlingsgöttin Ostara handelt, möchte ich hier gar nicht anreißen (Kurzfassung: die Wissenschaft geht heute davon aus, dass es sich bei dieser Erzählung um einen etymologischen Irrtum handelt, der letztlich in der NS-Zeit für Propagandazwecke missbraucht wurde und sich bis heute vor allem im rechten Milieu großer Beliebtheit erfreut – es existiert aber auch die nicht vollständig be- oder widerlegbare Gegenthese, dass die christlichen Kirchen genau diese Sicht der Dinge heute am liebsten verbreiten, um davon „abzulenken“, dass viele christliche Feste schon irgendwie vorher da waren und – was historisch bewiesener Fakt ist – die Daten, an denen wir sie feiern, auf christlichen Konzilen mehr oder weniger per Dekret festgelegt wurden und dabei durchaus durch die Daten vorchristlicher Bräuche beeinflusst wurden).

Worüber ich heute schreiben möchte, ist aber tatsächlich das christliche Ostern. Was dabei im Mittelpunkt steht, ist die Auferstehung Jesu. Doch in Wahrheit geht es nicht „nur“ darum, dass hier jemand, der für „die Sünden der Welt“ (peccata mundi) gestorben ist, nach drei Tagen auferstanden ist. In Wahrheit steht genau eine Sache im Mittelpunkt: das Leben nach dem Tod.

Das Leben nach dem Tod ist eines der zentralen Religionsversprechen des Christentums, und leider auch eines der meistinstrumentalisierten der Institution Kirche, des Systems Glaube. Das ist bekannt, das bekommen wir, wenn wir den Religionsunterricht besuchen, hierzulande spätestens, wenn das Thema Reformation auf dem Lehrplan steht, auch gut vermittelt. Die Geschichte geht ganz einfach – die „Glaubensautorität“, in dem Fall die (katholische) Kirche, verspricht dir: lebst du „hier unten“ immer schön artig, fromm und sündenfrei (oder zahlst entsprechend für den ein oder anderen Ablassbrief), dann profitierst du nach dem Tod vom ewigen Leben in Frieden und Gerechtigkeit – im „Himmel“.

Lässt sich halbwegs gut mit Aussagen aus der „heiligen Schrift“ begründen und funktioniert für eine Kirchenobrigkeit, die davon profitiert, dass ihre „Schäfchen“ schön das machen, was sie sollen (und dann auch gerne mal klingende Münze für entsprechende Verfehlungen springen lassen), jahrhundertelang erschreckend gut.

So weit, so bekannt. Es gibt aber einen zweiten Aspekt, der bei der Betrachtung dieses ganzen Auferstehungs- und Leben-nach-dem-Tod-Narrativs regelmäßig unter den Tisch fällt: der (durchaus auch von der Kirche schon jahrhundertelang betonte) Gedanke: „Vor Gott sind alle Menschen gleich“.

„Vor Gott“ – das heißt übersetzt: nach dem Tod. Dann nämlich, wenn „gerichtet“ werden soll. Genau dann soll Gerechtigkeit herrschen. Nun ja, zumindest sollen alle nach den gleichen Maßstäben – ob die nun sinnvoll sind oder nicht – behandelt werden.

Und genau da spielt eben ein zweiter Aspekt der kirchlich-religiösen Unterdrückung (neben dem „lebe so, wie wir das sagen, sonst ist eh nix mit Himmel“) hinein: dieses Versprechen, dass ja letztlich, nach dem Tod, in jedem Falle „Gerechtigkeit“ herrschen soll. Und dieses Versprechen, so mein Eindruck, soll nur vordergründig Trost und Zuversicht spenden (im Übrigen ist hier, wie so oft im Zusammenspiel von Glaube und religiöser Institution, der Grat zwischen „Trost“ und „Vertrösten“ sehr, sehr schmal).

„Hey, nach dem Tod, da sind ja eh alle gleich, also nerv uns Obere jetzt mal zu Lebzeiten nicht so mit Gerechtigkeit, lieber frommer Christ!“

In erster Linie soll dieses Vertrösten auf die große Gerechtigkeit nach dem Tod auch eine Rechtfertigung, eine Absolution dafür sein, dass all die Privilegierten, Mächtigen, Oberen (kirchlich wie weltlich) zu Lebzeiten jahrtausendelang und bis heute von ihren Privilegien, ihrer Macht, ihrem Reichtum profitieren.

Motto: stimmt schon, „der Papst lebt herrlich in der Welt“, Kaiser und König auch – aber hey, nach dem Tod, da sind ja eh alle gleich, also nerv uns Obere jetzt mal zu Lebzeiten nicht so mit Gerechtigkeit, lieber frommer Christ.

Die Kirche als Institution und auch ihre Predigenden sind und waren mit Segenswünschen, salbungsvollen Worten für Verstorbene, Osterfrieden und so weiter immer schnell dabei. Was aber viel wichtiger wäre: können wir nicht einfach alle gemeinsam alles daran setzen, dass hier und jetzt, auf unserem Planeten, zwischen uns Menschen, die wir darauf leben, endlich mal Gerechtigkeit einkehrt, eine wirkliche Gleichbehandlung, Ende von Ausgrenzung von Minderheiten, Frieden zwischen Völkern und Gruppierungen jedweder Art? Wäre das nicht das oberste Ziel?

Für mich ist das ein – und beileibe nicht das einzige – Problem mit der ach so schönen Auferstehungsgeschichte. Beim Thema Religionskritik möchte ich gar nicht vom Hundertsten ins Tausendste kommen und ganz bestimmt niemandem das Osterfest madig machen, beileibe nicht!

Ich finde nur, über diesen Aspekt muss gesprochen werden. Wie es im Übrigen Kurt Marti als einer der Wenigen recht prominent in seinem Gedicht „Anderes Osterlied“ schon im Jahr 1969 getan hat, ein Gedicht, dass dann nur ein Jahr später Peter Janssens – sorry, trotz Sacro-Pop – kongenial vertonte (auf die Melodie des Osterhymnus „Christ ist erstanden“).

Für das Stück wandelte Janssens den Text leicht vom Original Martis ab, und so beginnt es mit diesen so treffenden Zeilen – zusammen mit dem stampfenden Beat in Moll eher an ein sozialistisches Arbeiterkampflied erinnernd als an einen Osterhymnus:

Das könnte den Herren der Welt ja so passen,
wenn erst nach dem Tode Gerechtigkeit käme,
erst dann die Herrschaft der Herren,
erst dann die Knechtschaft der Knechte
vergessen wäre für immer.

Peter Janssens in Anlehnung an Kurt Marti in: „Anderes Osterlied“, 1970

Ich finde: wenn wir das mit der Gerechtigkeit auch mal vor dem Tod hinbekämen, können wir von mir aus gerne darauf pfeifen, was nach dem Tod ist – aber auch gerne daran glauben, dass die Gerechtigkeit da weitergeht. (Pro-Tip: schon mal von Karma gehört? Auch kein übles Konzept!)

Aber bitte, bei allem: das Hier und Jetzt ist es, das Gerechtigkeit am meisten bräuchte. Und am meisten davon profitieren würde. Sozial wie politisch. Zwischen Geschlechtern aller Art. Zwischen gesellschaftlichen „Schichten“. Zwischen Mensch und Natur.

Lasst uns daran arbeiten.

Frohe Ostern!

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Roland HP302: Ausgiebiger Testbericht und Eindruck nach einem halben Jahr

Das Roland HP302

Vor einem halben Jahr, im Februar 2011, habe ich mir nach einer sehr langen Entscheidungs- und Auswahlphase ein Roland HP302 Digitalpiano zugelegt. Basierend auf Demoaufnahmen aus dem Internet, Testberichten (die zu dem relativ neuen Instrument aber noch eher rar waren) und zu guter Letzt natürlich auch einem ausgiebigen „Anspielen“ vor Ort im Klaviergeschäft bin ich zu dieser Entscheidung gekommen, nachdem die meisten anderen Klaviere vor allem von der Natürlichkeit des Pianoklangs her nicht mithalten konnten. In der engeren Auswahl waren zum Schluss ohnehin nur noch das Yamaha YDP-161 (nicht schlechter, aber im Vergleich zum Roland dünner Klavierklang, außerdem sehr dürftiger Funktionsumfang) sowie einige Modelle von Kawai, die aber entweder teurer waren oder mir von der Tastatur her nicht so gut gefielen. Doch der Reihe nach.

Ich wollte schon viel früher drüber schreiben, Vorteil der Tatsache, dass ich das Instrument nunmehr schon 6 Monate besitze und benutze, ist allerdings, dass ich jetzt anstelle eines „Ersteindrucks“ oder kurzen Testberichts, wie ihn auch die meisten Musikzeitschriften zu diesem Thema höchstens bringen, einen mehr oder weniger kompletten Erfahrungsbericht liefern kann.

Authentischer Klavierklang größter Pluspunkt

Zunächst einmal will ich mit den großen Vorzügen des Instruments beginnen: Das Wichtigste ist ganz sicher der absolut hervorragende Klavierklang. Dieser rekrutiert sich aus einem Satz exzellenter Piano-Samples, die akustisch in allererster Güte angefertigt wurden, und einer raffinierten Kombination aus Sample-Überblendungen (zur Vermeidung von Sprüngen in der Klangfarbe bei langsam ansteigender Dynamik, d.h. Velocity-Werten), dynamischen Filtern zur Kaschierung von Loopbereichen, Saitenresonanz-Simulation und einiger weiterer Tricks, die Roland insgesamt unter dem vielversprechenden Namen „SuperNATURAL Piano“ zusammenfasst. Auch wenn der Name natürlich ein Marketingbegriff ist, ist er meiner Meinung nach durchaus berechtigt.

Um gleich mit den besonders gelungenen Klangfarben (Voices) weiterzumachen: Das HP302 hat eine ganze Palette fabelhafter Hammond-Orgeln in Petto: In Kombination mit dem variablen Leslie-Effekt ergeben sich hier sehr schöne Spielmöglichkeiten. Auch das Cembalo-Sample gefällt mir sehr gut, mit seinen Note-Off-Samples wird das beim Cembalo deutlich hörbare Abdämpfen der Saite beim Loslassen der Taste sehr schön simuliert. In Kombination mit den einstellbaren historischen Stimmungen (z.B. Kirnberger) kommen hier die Liebhaber Alter Musik voll auf ihre Kosten, und das HP302 macht sich, falls mal kein echtes Cembalo greifbar ist, so auch für die Begleitung einer Continuo-Gruppe sehr gut. Die beiden besten Kirchenorgeln (Others 1 und Others 88) machen ebenfalls einiges her und sind für die Nutzung der historischen Stimmungen genauso prädestiniert.

Etwas dürftig sind dafür die E-Piano-Samples, die allesamt sehr langweilig und dünn klingen – klar, ein authentisches Fender ist nun mal Mono, aber hier hätte ruhig etwas reichlicher mit Chorus, Tremolo, Distortion und so weiter gespielt werden dürfen. Allein das „FM E-Piano“ (E. Piano 3) und das „Vintage EP“ (E. Piano 2) sind noch ganz passabel, aber nichts davon ist auch nur annähernd „funky“, egal bei welcher Key-Touch-Einstellung.

Wett macht diesen kleinen Schönheitsfehler aber neben den schon genannten tollen Hammond-Samples das wirklich sehr funkige Clavinet-Sample, das macht einfach nur Spaß.

Weiteres großes Plus, wenn auch heute bei Instrumenten der Preisklasse fast schon Standard, ist der USB-Host-Port zum Anschluss von USB-Speichermedien (Mass Storage). Auch CD-ROM-Laufwerke (das Abspielen von Audio-CDs ist ebenfalls möglich) und sogar Diskettenlaufwerke können hier angeschlossen werden – falls jemand also noch irgendwelche alten Disketten mit MIDI-Files finden sollte, sei es vom alten Atari ST, einem 90er-Jahre-Yamaha-Keyboard oder einem Standalone-Sequencer, kann er diese mit einem USB-Diskettenlaufwerk (ab 14 Euro z.B. bei Amazon) direkt mit dem HP302 weiterverwenden und wiederbeleben.

USB-Host-Port

Bei Audio-CDs (und WAV-Dateien, die das Gerät ebenfalls abspielt) können sogar die Tonhöhe und das Tempo unabhängig voneinander reguliert werden, was natürlich ab einer bestimmten Abweichung mit den bekannten Artefakten einhergeht. Auch kann die Stereomitte herausgerechnet werden (Voice-Cancellation / Karaoke-Effekt), was ebenfalls natürlich nicht immer gut klingt. Zu beachten ist, dass WAV-Dateien ausschließlich im Format Linear PCM, 44,1 kHz, 16 bit, Stereo vorliegen dürfen. Schon die geringste Abweichung (z.B. Mono statt Stereo) führt beim Abspielen zu einer Fehlermeldung.

Standard-MIDI-Files (.MID) können geladen und gespeichert werden, und es kann frei zwischen dem internen Speicher (max. 99 Songs) und einem externen USB-Speicher kopiert werden.

Roland hat es hier tatsächlich geschafft, auf einem 3-stelligen Sieben-Segment-Display eine vollständige Ordnernavigation mit Unterordnern etc. zu realisieren, die zwar bisweilen etwas fummelig und ganz gewiss gewöhnungsbedürftig ist, aber doch immerhin das wahrscheinlich Beste ist, was man aus einem solch beschränkten Display machen kann.

Es ist wie überall im Leben: wer ein Digitalpiano kaufen möchte, muss sich darüber im Klaren sein, dass es „das perfekte Instrument“ nicht gibt, und so hat auch das Roland HP302 natürlich einige Schwachpunkte.

Der größte Nachteil des Instruments sind die schwachbrüstigen Lautsprecher bzw. Verstärker. Hört man das Gerät im Laden das erste Mal, ist man wahrscheinlich ein wenig enttäuscht von dem quäkigen Bass und den dumpfen Höhen. Hier hat Roland ganz klar massiv gespart. Ein Blick in die technischen Daten verrät denn auch: Lediglich 2×12 Watt stehen hier zur Verfügung, und das hört man deutlich. Die Ingenieure haben versucht, mittels Breitbandlautsprechern und „effizienter Verstärkertechnologie“ (was soviel heißt wie „wir haben solang am Frequenzgang rumgebogen, bis es noch ein bisschen lauter klang“, vergleichbar mit irgendwelchen SRS-WOW-Effekten) noch das beste rauszuholen. Das gelang nicht wirklich. Dafür verbraucht das Instrument, dem ein sparsames Schaltnetzteil beiliegt, bei mittleren Lautstärken lediglich insgesamt um die 8 Watt – das nenne ich sparsam!

Mit Kopfhörern kommt der „Wow-Effekt“

Um es gleich vorwegzunehmen: Das Instrument ist trotzdem jeden Euro wert, und ich habe mich bewusst entschieden, das HP302 zu kaufen, als ich im Laden meinen mitgebrachten, wirklich sehr guten Kopfhörer (Sennheiser HD 580 precision) angeschlossen und aufgesetzt habe. Denn da kommt dann wirklich der Wow-Effekt: Der Klang ist herrlich ausgewogen, und die Bässe beim Klavierklang sind von einer Fülle, wie man sie selten hört bei Digitalpianos.

Da ich wusste, dass ich in meiner Wohnung öfter mit Kopfhörern spielen werde und darüber hinaus auch sehr viel mit dem Instrument „Musik produzieren“, also das Signal über die Line-Ausgänge aufnehmen würde, konnte ich über den Mangel des eingebauten Verstärker-/Lautsprecher-Trakts gut hinwegsehen.

Wer das nicht kann oder möchte, ist mit dem HP305 etwas besser beraten, das exakt die gleichen Features, Samples und Klangerzeugung bietet, jedoch einen doppelt so starken Verstärker mit 4 Lautsprechern sowie eine matte Tastatur („Elfenbeinnachbildung“) hat, dafür aber auch bis zu 500 Euro mehr kostet. Das war es mir persönlich nicht wert, zumal das HP305 ein leicht anderes Gehäuse mit idiotischerweise vorne angebrachten MIDI- und USB-Host-Anschlüssen hat. Beim HP302 ist alles hinten, nur die Kopfhörerausgänge und die USB-Host-Buchse sind an der Unterseite, sodass ein eingesteckter USB-Stick sehr schön verschwindet. Beim HP305 würde dieser ständig nach vorne herausragen, sodass auch dies mir die Entscheidung noch etwas weiter erleichtert hat. Zumal das Lautsprechersystem des HP305 auch nicht um Welten besser ist.

Wer gleich noch viel tiefer in die Tasche greifen will (hier bekommt man dann auch ein wirklich um Welten besseres Lautsprechersystem mit tollem Bassfundament), sollte sich das HP307 anschauen, das aber auch gleich über 1000 Euro teurer ist als das HP302. Es hat eine noch realistischere Tastatur („Progressive Hammer Action III“), ein größeres, grafikfähiges Display und sehr viele Anpassungsmöglichkeiten beim Klavierklang.

Beim HP302 (und HP305) „beschränken“ sich letztere auf die Stärke der Saitenresonanz, Dämpferresonanz, die Stimmung, verschiedene Pedaleinstellungen, Brillanz und natürlich den „Key Touch“, also die Zuordnung zwischen Tastaturanschlag und „Härte“ des produzierten Tons.

Es ist Geschmackssache, aber mir persönlich produziert die Key-Touch-Einstellung „N“ (normal) etwas zu weiche, dumpfe Klaviertöne, und die „nächst-härtere“ Einstellung, „L1“, klingt mir bei etwas forscher angeschlagenen Tönen schon fast ein klein wenig zu hart. Aber wirklich nur ein klitzekleines Bisschen, ich jammere hier wirklich auf hohem Niveau.

Bedienung und Sequencer

Die etwas umständliche Bedienung mit mehrfach belegten Tasten und dem kleinen 3-Ziffern-Display lässt manchmal etwas zu wünschen übrig, ist dafür, was die Bedienschritte angeht, aber wenigstens konsequent. Der Sequencer hat ebenfalls so seine Tücken, am Anfang kam es mehr als einmal vor, dass eine wunderschön gespielte Performance (nur dieses Mal hat’s so gut geklappt!…) einfach nicht aufgenommen wurde, weil ich bei der Bedeutung der Zustände der drei Spurwahltasten (möglich ist für jede Taste der Zustand „Leuchten“, „Blinken“, „Aus“ und gibt an, auf welchen Spuren aufgenommen, welche nur abgespielt und welche stummgeschaltet werden) wohl doch irgendwas verwechselt hatte. Übung macht aber auch hier den Meister.

Der Sequencer funktioniert sehr gut, nimmt immer im Format 0 auf, die drei Spuren „Accomp“, „Left“ und „Right“ sind den MIDI-Kanälen 3, 4 und 5 zugeordnet. Bei vorhandenen MIDI-Files vom USB-Stick erkennt das Gerät in vielen Fällen auch die Zuordnung von linker und rechter Hand, sodass man sehr oft durch „Wegdrücken“ der Spur „Right“ zum Beispiel die rechte Hand stummschalten und selbst dazuspielen kann. Mir scheint, dass hier die Zuordnung sogar etwas intelligenter ist, als einfach nur die MIDI-Kanäle 3, 4 und 5 fest auf die drei Spurwahltasten zu legen, denn es funktioniert bei weitaus mehr MIDI-Dateien, als man denkt. Bei Format-1-Dateien scheint auch die Track-Aufteilung herangezogen zu werden.

Die Zuordnung der Voices in die Kategorien „Piano“, „E. Piano“, „Strings“ und „Others“ ist manchmal ziemlich willkürlich. Besonders die Tatsache, dass sich die meisten interessanteren Voices dann doch unter „Others“, und hier vor allem in den etwas schwer zugänglichen Bereichen jenseits der 150, befinden, ist schade. Mit einem Tastendruck umschalten zwischen ner Leslie-Orgel und nem Synth-Pad? Unmöglich: Erstere ist irgendwo bei Others 7, letzteres irgendwo bei Others 214. Und da „dankenswerterweise“ das schnelle Scrollen beim Gedrückthalten der Plus- oder Minustasten auch bei Erreichen der Schlagzeugregister stoppt (damit man die besser erreichen kann), sind mindestens 3 Tastendrücke a 5, 3 und 15 Sekunden nötig…

Das würde ich aber auch noch unter den Punkt „Bedienung“ verbuchen. Was übrigens alles nicht ins Gewicht fällt, wenn man das Gerät per MIDI fernsteuert und die Einstellungen alle an einem Sequencerprogramm auf dem PC vornimmt und das Piano nur als Eingabeklaviatur und wiederum Ausgabemedium zur Klangerzeugung nutzt.

Ein Blick auf die MIDI-Implementierung

Das funktioniert ganz prima: der USB-MIDI-Port wird unter Windows Me, 2000 und XP sofort als MIDI-Gerät erkannt (USB-Audio-Device-Klasse) und man kann ohne Treiberinstallation sofort loslegen. Da Microsoft ja aus unerfindlichen Gründen bei Windows Vista und 7 den generischen USB-MIDI-Treiber leider entfernt hat, muss man sich unter diesen Betriebssystemen einen Treiber von der Roland-Homepage herunterladen. Für andere Betriebssysteme wie Linux und Mac OS gibt es ebenfalls Treiber, außerdem gibt es einen alternativen USB-Modus, der sich in den Einstellungen des Pianos auswählen lässt und den man wählen sollte, wenn es mit dem generischen Treiber nicht klappt. Da ich keinen Mac habe und auf meinen PCs allesamt Windows XP läuft, habe ich das nicht testen (müssen), denn sofort nach dem Einstecken funktionierte alles, in der Standardeinstellung.

Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass das Gerät bei Wahl eines neuen Registers zwar Bank Select und Program Change per MIDI ausgibt, jedoch nicht die Controller-Change- und System-Exclusive-Befehle, die es intern an seine Klangerzeugung sendet, um die zu jedem Register gehörigen Effektparameter aufzurufen. Beispiel: Bei den Hammond-Orgeln einen Leslie-Effekt, bei verschiedenen E-Pianos diverse Choruseffekte. Ergebnis ist leider, dass bei der Benutzung des „Local Off“-Modus und Spiel des Instruments über MIDI-Thru des PCs leider diese Effekte alle deaktiviert sind und die Voices daher ziemlich dünn klingen (alle Orgeln und E-Pianos sind ohne Chorus etc. beispielsweise Mono, lediglich die Klavier- und das Cembalo-Sample scheinen mir echte Stereosamples zu sein).

Vorteil ist aber, dass man anhand des wirklich äußerst ausführlichen MIDI Implementation Charts von Roland (Link: http://media.rolandus.com/manuals/HP-302_MI.pdf) selbst Effektparameter an das Instrument senden kann, womit man Effekte erzielen kann, die weit über die fest einprogrammierten und den Instrumenten zugeordneten Effekte hinausgehen. Man kann z.B. bei den Leslie-Effekten die Geschwindigkeiten der einzelnen Lautsprecher, deren Beschleunigungs- und Abbremsdauer und vieles mehr einstellen, bis hin zu komplexen Gated-Reverb-Effekten.

Nettes Gimmick: Twin-Piano-Modus

Ein ungewöhnliches Feature ist der Twin-Piano-Modus, bei dem die Tastatur in der Mitte geteilt wird und man in beiden entstehenden Bereichen wieder ein „mittleres C“ erhält. Interessante Effekte lassen sich erzielen, wenn man in beiden Bereichen gleichzeitig verschiedene Melodien spielt, da beide „Klaviere“ sich an verschiedenen Positionen in der Stereobasis befinden – siehe die beiden entsprechenden Videos am Ende des Artikels.

Der Twin-Piano-Modus kann auch so eingestellt werden, dass die „beiden Klaviere“ vollkommen voneinander getrennt werden und eines nur im ersten, das zweite nur im zweiten Kopfhörer zu hören ist. Da die gesamte Klangerzeugung des Gerätes aber ja nur zweikanalig ist (Stereo), ist klar, was daraus resultiert: Beide Kopfhörer bekommen nur noch ein Monosignal (das wird übrigens ganz hart direkt vor den Kopfhörerbuchsen umgeschaltet, bei Aktivierung dieses Modus hört man auch ein Relais klicken). Da der Hallprozessor aber aus beiden ihm zugeführten Kanälen nur ein Stereo-Raumsignal erzeugt, und man daher immer den „Hall“ des jeweils anderen Klaviers in „seinem“ Kopfhörer mithören würde, haben die Roland-Entwickler den Reverb-Effekt und überhaupt sämtliche Effekte in diesem Modus komplett deaktiviert. Im Klartext macht es also überhaupt keinen Spaß, so zu spielen – komplett trockene Mono-Klaviersamples, da klingt jedes Billig-Keyboard besser (fast)…

Bevor ich die Vor- und Nachteile sowie einige besonders gute und weniger gute Voices nochmal in Form von Stichpunkten aufzähle, möchte ich zum Schluss noch meine Standardeinstellungen für das alltägliche, realistische Klavierspiel aufzählen: Brilliance = 3, Reverb = 8, Key Touch = L1, alles andere auf Standardeinstellung. Überhaupt muss ich abschließend unbedingt nochmals auf den eingangs erwähnten tollen Klavierklang zurückkommen, der allein schon die Anschaffung des Gerätes absolut rechtfertigt. Besonders zusammen mit der Saitenresonanzsimulation, der verblüffend realistischen Halbpedal-Erkennung mit vollen 128 Stufen und der sehr guten Tastatur mit Druckpunktsimulation macht es wirklich Spaß, auf dem Instrument zu spielen. Um so mehr, wenn man gute Kopfhörer hat…

Vorteile:

  • Exzellentes Pianosample mit sehr natürlicher, ausgewogener Wiedergabe
  • Gutes Spielgefühl
  • Sehr realistisches Pedalgefühl mit Halbpedalerkennung
  • Sehr gutes Cembalo-Sample mit Note-Off-Samples
  • Reichhaltige Auswahl an Hammond-Orgeln mit Leslie-Effekt
  • 2 nicht schlechte Kirchenorgeln
  • Historische Stimmungen (rein, Kirnberger, Werckmeister etc.)
  • USB-Hostanschluss
  • USB-MIDI-Anschluss und klassischer MIDI-Anschluss
  • Extrem geringer Stromverbrauch
  • Generiert und liest Standard-MIDI-Files
  • Hervorragend dokumentierte MIDI-Implementierung
  • 3-Spur-Sequencer
  • Twin-Piano-Modus
  • 2 Kopfhöreranschlüsse

Nachteile:

  • Ziemlich schlechtes Lautsprecher-/Verstärkersystem
  • Etwas grobe Einteilung der möglichen Key-Touch-Einstellungen
  • Teilweise gewöhnungsbedürftige Bedienung
  • Eher mäßige E-Piano-Samples

 

Ein paar Kostproben der Möglichkeiten

Im Laufe der Zeit habe ich auch einige Tracks mit dem Instrument aufgenommen, die zwar (bis auf das letzte Video ganz unten) nicht gerade Demo-Charakter für den eigentlichen Klavierklang haben, aber vielleicht einen Eindruck über die Möglichkeiten des Instruments geben. (Wer einfach nur den Klavierklang hören möchte, sollte sich auf der Roland-Homepage die Demos anhören, oder das hier verlinkte YouTube-Video ansehen).

Jetzt aber die Links zu meinen entsprechenden Videos – und damit sage ich auch Tschüss, viel Spaß mit den Videos und ich hoffe, vielleicht dem einen oder der anderen mit diesem Artikel die Entscheidung über das nächste Digitalpiano etwas erleichtert zu haben! (Linkliste aktualisiert am: 21.04.2017)

Viele Grüße
Euer Fabian

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„Neue“ Komposition online!

Neue Noten veröffentlicht

Wie versprochen habe ich mich jetzt mal wieder um meine Musik-Seite mit meinen diversen Eigenkompositionen und -Arrangements gekümmert und erstmal damit angefangen, bisher unveröffentlichtes, aber eigentlich fertiges Material auf die Webseite zu bringen.

In dem Falle ist das mein 4- bis 7-stimmiger Chorsatz „Vater Unser im Himmel“, der schon seit 2007 in meiner virtuellen „Schublade“ liegt, es aber irgendwie nie da rausgeschafft hat. Nun ja, jetzt ist es soweit. Als Besonderheit sind in dem Stück drei musikalische Zitate versteckt, die ich hier noch nicht verrate… Aber ich würde mich natürlich freuen, wenn ihr, falls ihr glaubt sie gefunden zu haben, euch einfach meldet und mir sagt was ihr denkt – mal sehen ob ihr richtig liegt. Ich wünsche jedenfalls viel Spaß beim Hören, Singen, Suchen und Raten!

Herzlichst, euer
Fabian

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Das Wortspiel mit der Asche spare ich mir jetzt…

Vorbildlich: PHOENIX stellt nach dem Redesign alle Jingles, Loops und sonstigen Musiken zum kostenlosen Download bereit, und zwar in wirklich guter Qualität (192 kbit/s MP3 mit samplegenau gesetzen Loops). Nebenbei sind die Musiken auch wirklich gut, ich finde dem Vorbild „Nachrichtentrailer im Symphonieorchester-Sound“ sollten andere folgen. Naja, zu einem echten Orchester hat es hier nicht gereicht, aber immerhin! Das „virtuelle Orchester“ legt sich mächtig ins Zeug, besonders hier und hier (das Ende wird jedem Hornisten gefallen) geht’s ab…

Die neuen Musiken sind aber, nebenbei bemerkt (und das ist meine persönliche Meinung), das einzig gute am Redesign von PHOENIX. Das alte Design mit viel Blau und Orange gefiel mir deutlich besser, auch wirkt die neue Webseite noch etwas unfertig. Man merkt, dass keine professionelle Designfirma damit betraut wurde, sondern einer kleinen Abordnung innerhalb des ZDF freie Hand gelassen wurde. Dass das auch sehr gut gehen kann, zeigt der mitunter 7 Jahre zurückliegende und meiner Ansicht nach überaus gelungene Design-Relaunch von 3sat, der ebenfalls im Haus (ZDF) in Zusammenarbeit mit der FH Mainz entstand.

Nun ja, PHOENIX bleibt sich mit dem „Quick & Dirty“-Relaunch vielleicht dahingehend treu, dass man ja auch „15 Minuten vorher noch nicht weiß, was man senden will“ (so ähnlich gehört aus dem Munde eines PHOENIX-Verantwortlichen)…

In diesem Sinne: nicht zu viel Fernsehen und eine schöne Zeit wünscht

Fabian

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Kompositionen endlich online!

Seit der Neugestaltung meiner Homepage Anfang des Jahres wollte ich ein paar meiner Werke, sozusagen die „Highlights“ als Noten und Audiobeispiele hier online stellen. Bisher hat mir aber dazu immer die Zeit gefehlt. Wenn man komponiert und seine Werke einem breiteren Publikum zugänglich machen will (sie also online stellen will), so ist nicht allein das Komponieren das, was Zeit in Anspruch nimmt, sondern auch das Wandeln der Stücke in online-taugliche Formate. So mussten aus den Dateien des Notensatzprogramms (Finale, .mus-Dateien) sowohl PDFs zum Anschauen und Drucken (zusätzlich mit einem Wasserzeichen, was für jedes Stück ein weiterer Arbeitsschritt war) als auch MP3-Files zum Anhören erstellt werden.

Natürlich könnte man auch einfach die MUS-Dateien als MIDI exportieren, aber das Abspielen eines MP3-files über einen Flash-Player direkt auf der Seite ist für die meisten wahrscheinlich komfortabler und es klingt auch noch besser, weil ich einen anderen als den Windows-Synthesizer verwendet habe.

Jedenfalls habe ich all das jetzt für einen Teil meiner Stücke erledigt und ihr findet sie auf meiner Noten-Seite. Viel Spaß beim Anören, Mitlesen und vielleicht sogar Nachspielen und Mitsingen…